Im Mond liegt die Kraft
Wien, 27.06.2024
Für einen Erzähler gibt es verschiedene Gründe, sich für eine bestimmte Geschichte zu entscheiden. Einer davon kann ihre Bekanntheit sein. Das ist bei „Sailor Moon“ besonders naheliegend:
Im Februar 1992 begegnete das tollpatschige Mädchen Usagi Tsukino zum ersten Mal der Katze Luna und erfuhr durch sie ihre Zukunft als Sailor Moon – als mächtige Kriegerin für Liebe und Gerechtigkeit. Damals konnte sich die Erfinderin, die japanische Comic-Zeichnerin Naoko Takeuchi, ihr eigenes Schicksal als erfolgreichste Manga-ka der Welt wohl noch nicht vorstellen.
Mehr als 30 Jahre später: Neben den 18 Sammelbänden, die weltweit veröffentlicht wurden, gibt es fünf Anime-Staffeln, drei Kinofilme, 22 Fanbücher-Bände, eine Franchise Serie („Sailor Moon Crystal“), 27 Musicals, eine 49 Folgen umfassende Live-Action-Serie, Computerspiele und unzählige Fanclubs.
Weniger bekannt ist, dass „Sailor Moon“ auf das älteste japanische Märchen zurückgeht: die Geschichte der Prinzessin Kaguya wurde um 900 n.Chr. aufgeschrieben, in einer Zeit, die in Japan zum Altertum zählt. In ihrer ursprünglichen, mündlichen Form ist die Geschichte wohl mehr als 1500 Jahre alt – und lebendig wie eh und je.
Was macht also diese besondere, Jahrhunderte dauernde Anziehungskraft aus? Meine persönliche Meinung: weil es darin um einen universalen Wert geht, der vom Zeitgeist unabhängig ist. Ein Mädchen kommt als guter Geist mit ganz besonderen Kräften vom Mond auf die Erde und muss sich den Widrigkeiten und Bösartigkeiten stellen, die ihr auf diesem Planeten begegnen. Wird es ihr gelingen, für ihre Besonderheiten und ihre Individualität einzustehen und damit glücklich zu werden?
Dies ist der eigentliche Grund, warum ich diese Geschichte als Grundlage für ein Programm nehme. Die Arbeit mit der wunderbaren Pianistin Ursula Schwarz (zum Beispiel hier) beginnt bald – ich halte euch auf dem Laufenden.